Living together von MissImpression (SakuSasu, NaruHina) ================================================================================ Kapitel 5: Ein Freund --------------------- Hinatas Wecker klingelte um sechs Uhr in der Früh. Sasuke war noch lange bei ihr geblieben, irgendwann gegen zwei war er erst auf sein Zimmer gegangen. Sie wurde rot bei dem Gedanken an letzte Nacht. Sie hatten tatsächlich miteinander geschlafen … so völlig spontan. Es tat gut ... und doch ganz so wohl fühlte sie sich dabei nicht – denn eigentlich sah sie Sasuke nicht als einen Liebhaber. Sie hatten viele familiäre Gemeinsamkeiten wie etwa den ständigen Druck der Eltern, das Studium mit sehr guten Ergebnissen abzuschließen und dann das jeweilige Familienunternehmen zu übernehmen. Da sich Sasukes älteren Bruder Itachi früh von der Familie abgewandt hatte, lastete nun alles auf dem jüngsten Sohn – er musste alle Erwartungen erfühlen, ohne Rücksicht auf seine eigenen Interessen. Ähnlich war es auch bei den Hyuugas, die Hinata keinen Freiraum im Bezug auf individuelle Entfaltung von Talenten und Fähigkeiten gaben. Alles, was sie tun musste, war von ihrem Vater vorgegeben. Sasuke und Hinata verstanden einander – und das verband sie. Aber Liebe war es nicht. Hinata seufzte. Sie musste mit Sasuke darüber reden, auch wenn sie jetzt schon nervös wurde bei dem Gedanken. Es wäre sonst nicht fair ihm gegenüber. Während Hinata sich für die Uni fertig machte, war ihre rosahaarige Mitbewohnerin gerade dabei, den Schlaf der Gerechten zu suchen – was ihr gründlich misslang. Sie drehte sich von einer Seite zur anderen, aber müde war sie nicht. Und das nervte sie. Mit einem Schnauben setzte sie sich im Bett auf und schaute auf die Uhr. Es war ja so typisch, dass gerade an dem Tag, an dem sie erst spät zur Uni musste, nicht schlafen konnte. Seit nunmehr fast drei Stunden wälzte sie sich hin und her – sie fühlte sich zwar schlapp, war aber vom Kopf her hellwach. Aber sie wusste ganz genau, welche Gedanken sie wach hielten: Als sie in der Nacht von ihrem Job nach Hause kam, hatte sie eine überaus merkwürdige Begegnung mit einem gewissen Uchiha, der sich gerade still und heimlich aus Hinata Zimmer schleichen wollte. Was zum Teufel hatte er dort um diese Uhrzeit gemacht?! Also eigentlich konnte Sakura sich das denken, nur VORSTELLEN konnte sie sich das nicht. Nein, die kleine, süße Hinata hatte sich bestimmt nicht auf Mr. Obercool eingelassen, nicht auf diese Art und Weise. Niemals. Nein. Ausgeschlossen. Dennoch … sicher war sie sich da nicht und irgendwie wurmte sie das ein bisschen. Und auch Naruto machte ihr Sorgen, denn diesen hatte sie schlafend in der Küche angetroffen. Bevor sie ihn allerdings ins Bett bringen konnte, hatte sie ihn verarzten müssen, denn in seinem Fuß steckten zwei Splitter von der Vodka-Flasche, die auf dem Boden zersplittert war. Wie er dabei einschlafen konnte, war ihr ein Rätsel – denn seiner Reaktion zufolge, war seine kleine Verletzung gar nicht mal so schmerzlos. Mit Händen und Füßen hatte er versucht, Sakura davon abzuhalten, sich die Wunde anzuschauen. Doch im Endeffekt hat seine beste Freundin den kleinen Kampf gewonnen, indem sie seine Hände mit einem Gürtel am Bett festgemacht und sich auf seine Beine gesetzt hatte. Sakura wäre schließlich nicht Sakura, wenn sie nicht mit einem solchen Sturkopf wie Naruto fertig werden konnte. Einen Grund für seinen Suff wusste sie noch nicht, doch den würde sie schon noch rausfinden – sobald sie sich Naruto mal zur Brust genommen hatte. Auch wenn er gerne mal feierte und dabei trank, so hatte sie ihn trotzdem noch nie in einer solchen Situation erlebt wie letzte Nacht. Und irgendwie hatte sie das Gefühl, es hing alles mit der merkwürdigen Konstellation Sasuke-Hinata zusammen. Seufzend verbannte sie ihre Verschwörungsgedanken in die hinterste Ecke ihres Verstands, nahm ihr Buch über Freud zur Hand und las dort weiter, wo sie am Abend zuvor so plötzlich abbrechen musste. Zwei Stunden später betrat Sakura die Küche, um sich einen Kaffee zu machen. Naruto war gerade dabei, sich ein Ei zu braten. „Guten Morgen, Suffnase“, begrüßte sie ihn und befüllte die Kaffeemaschine mit Wasser. Er sah ziemlich mitgenommen aus, seine Augen waren blutunterlaufen und seine Haare klebten platt an seinem Kopf. „Morgen …“ Es war mehr ein Nuscheln, völlig kraftlos. „Weißt du, warum mein Fuß verbunden ist?“ Sakura stemmte eine Hand in ihre Hüfte. „Ja, ich habe dich gestern verarzten müssen, weil du hier eine Flasche zerdeppert hast und so schlau warst, die Scherben mit denen Füßen aufzuwischen.“ Er sah sie perplex an. „Wie bitte?“ „Ja. Ich würde gerne wissen, warum du dich gestern so abgeschossen hast!“ Naruto wandte seinen Blick ab und fixierte die Pfanne vor sich. „Ist doch egal.“ Dann nahm er einen Pfannenwender und legte das fertige Spiegelei auf das bereits vorbereitete Toast. „Na ganz sicher nicht! Denkst du, ich hab Lust, mitten in der Nacht nach Hause zu kommen und dich besoffen in einer Blutlache zu finden und das alles dann auch noch wegzuwischen?“ Sie funkelte ihn böse an. „Also ist irgendwas passiert, was ich wissen sollte?“ Schweigend stellte er seinen Teller hin und nahm Platz. „Hat es was mit Hinata zu tun?“ Sie schien den Nerv getroffen zu haben, denn Naruto hielt in seiner Bewegung inne. „Also doch. Was zum Geier ist hier gestern noch geschehen? Sie und Sasuke waren doch gar nicht zu Hause.“ Sein Blick wurde traurig, als er Sakura ansah. Doch er sagte nichts. Er schien überhaupt die Luft angehalten zu haben. Mit schnellen Schritten umrundete Sakura die Theke und nahm ihren besten Freund in den Arm. „Ich mach mir doch nur Sorgen um dich.“ „Ich weiß“, er flüsterte. Seine Stimme klang erstickt. „Ich hab Mist gebaut, Sakura.“ Besorgt nahm sie sein Gesicht in beide Hände. Er sah bleich aus, als würde er gleich umkippen, so unglaublich zerbrechlich – gar nicht wie der Naruto, den sie kannte. „Was ist denn geschehen?“, fragte sie nochmal, dieses Mal sanfter. „Ich … ich weiß nicht … Ich habe sie … ihre Hand weggeschlagen … ich … weiß nicht, was mit mir los war. Ich war so sauer auf sie und ihn und alle.“ Seine Augen blickten wirr in die Gegend rum, immer weg von Sakuras. „Wessen Hand? Was?“ Sakura konnte nicht ganz folgen. „Ich habe Hinata geschlagen …“ Sakura schwieg einen Moment. Irgendwas stimmte hier nicht, Naruto war schließlich nicht gewalttätig. Sie brauchte Kontext. „Du hast also Hinatas Hand weggeschlagen … Weil du wütend warst … Und sonst ist nichts passiert?“ „Nein… Sasuke und sie kamen nach Hause und sie lachten und das machte mich wütend. Ich … ich wollte das nicht. Sie hat geweint …“ „Geweint?“ Oh je. „Und dann?“ Naruto schluckte. „Sie ist weggelaufen … und Sasuke ist ihr dann hinterher.“ Sakura nickte. Nun war ihr zumindest klar, warum der Kerl aus Hinatas Zimmer kam – nur die ungewöhnliche Uhrzeit hatte noch Klärungsbedarf. „Sag mal, Naruto … Hast du schon mal mit Hinata über deine Gefühle gesprochen?“, fragte sie zaghaft. Er schaute sie mit großen Augen an. „Meine Gefühle?“ „Ja, dass du offensichtlich was für sie empfindest.“ „Sie … ist wie eine Schwester für mich. Ich möchte in ihrer Nähe sein, sie beschützen. Sie sieht so zerbrechlich aus.“ Irgendwie klang das einstudiert. Sakura lachte leicht. „Ja, klar … ‚Schwester‘.“ Er schien kurz irritiert zu sein. „Wie meinst du das?“ „Ich denke nicht, dass du Hinata nur als ‚Schwester‘ siehst. Nicht bei den Blicken, die du ihr zuwirfst. So schaut man nicht seine Schwester an, glaub mir.“ Sie lächelte ihn wissend an, dann gab sie ihm einen Kuss auf die Wange und sagte: „Entschuldige dich mal bei Hinata und du wirst sehen, alles wird wieder gut.“ Naruto lächelte leicht zurück. „Danke, Sakura.“ Sie ließ von ihm ab und machte sich einen Kaffee. Ein Blick auf den Kalender verriet ihr, dass sie heute Nachmittag wahrscheinlich die Gelegenheit haben würde, mit Hinata zu sprechen. Und sie zu warnen vor diesem Uchiha … der ihr geradewegs mit freiem Oberkörper entgegenkam! Sie erstarrte kurz. „Morgen“, sagte er und holte sich ebenfalls eine Tasse Kaffee. „So früh wach, obwohl du eine Nachtschicht hinter dir hast?“ Sein Blick glitt rüber zu Naruto, der stillschweigend sein Toast aß, die Augen stur auf den Teller gerichtet. „Geht’s ihm gut?“, frage er Sakura im Flüsterton. Sie nickte kurz und antwortete ebenfalls leise: „Es tut ihm wohl Leid, was gestern passiert ist.“ „Gut so.“ Er tätschelte kurz Sakuras Schulter, was bei ihr ein ungewöhnliches Kribbeln auf der Haut verursachte, und setzte sich neben Naruto. „Na, Dobe, war ein scheiß Abend, was?“ Seine Stimme klang kumpelhaft, doch die Augen schienen jede Reaktion Narutos genau zu scannen und die Sitation abzuschätzen. Dieser ließ nur wieder die Schultern hängen und nickte benommen. „Tut mir Leid“, sagte der Blondschopf nach kurzem Schweigen. Er sah seinen besten Freund direkt an. „Bei mir brauchst du dich gar nicht entschuldigen. Du hast Hinata verletzt, nicht mich.“ Sakura wollte gerade leicht protestieren, er solle ihn nicht noch weiter runterziehen, doch zu ihrer Überraschung nickte Naruto nur. „Hast ja Recht.“ „Gut.“ Sasuke klopfte ihm kameradschaftlich auf den Rücken. „Alles klar, ich muss dann los.“ Damit trank er in kurzen Zügen seinen Kaffee aus und ging auf sein Zimmer. Bevor der Wohnung verlassen konnte, fing ihn Sakura noch bei der Haustür ab. Er trug einen schwarzen Anzug und sah darin unverschämt gut aus, wie sie zum eigenen Trotz feststellen musste. „Hat Hinata wirklich geweint?“, fragte sie leise und mit besorgter Mine, darauf bedacht, Sasuke nicht direkt anzuschauen. Er brachte sie ein bisschen aus dem Konzept. Er nickte kurz, ehe er sich leicht zu Sakura beugte, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern. Einen kurzen, total absurden Moment lang dachte sie, er würde sie küssen. „Ich denke, sie fühlt sich einsam. Naruto scheint sie in letzter Zeit zu meiden und das macht sie fertig.“ „Ich habe mit ihm gerade darüber gesprochen, er wird sich bei ihr entschuldigen.“ Auch Sakura flüsterte, ihr Gesicht war seinem sehr nahe, sie konnte sein Parfum deutlich riechen. Sie wurde leicht rot, er roch so gut! Sasuke lächelte sie an. „Dann muss ich vorher noch mit Hinata reden. Wir müssen … etwas klären.“ Fragend zog sie eine Augenbraue hoch, doch eine Antwort bekam sie nicht. Stattdessen strich er ihr kurz über den Oberarm, öffnete die Haustür und verließ die Wohnung wortlos. Perplex starrte sie ihm hinterher. Schon wieder hatte der Uchiha es geschafft, sie komplett aus der Bahn zu werfen … und Hinata scheinbar auch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)